Ludesch (Vorarlberg), 21.Oktober 2022 – Alle Welt spricht vom Klimawandel, Biodiversität und einem Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern. Ein Thema, das gerade in Vorarlberg mit seinem hohen Schutzwaldanteil eine enorme Brisanz hat.
Im Gemeindezentrum Ludesch konnte der Obmann des Vorarlberger Waldvereines, Mag. Walter Amann und Hausherr Bgm. Martin Schanung – passend in einem Gebäude ganz aus Holz – rund 100 interessierte Personen aus den Bereichen Forst, Jagd, Landwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung sowie verschiedener öffentlicher Stellen begrüßen. „Der Waldverein will mit dem „1. Waldsymposium Vorarlberg 2022“ auf den Klimawandel und seine Folgen, wie Schutzfunktionen der Wälder, seine Auswirkungen auf wildlebende Tiere und den Lebensraum des Menschen, informieren“, so Mag. Amann bei seiner Begrüßung. Mit den Referenten konnten namhafte internationale Wissenschaftler und Praktiker nach Ludesch eingeladen werden, die Einblicke in die verschiedenen Zusammenhänge gaben.
Hat der Wald eine Chance?
Gleich der erste Vortragende, MR Dr. Ralf Petercord, rüttelte in einem sehr spannenden Vortrag zum Thema Klimawandel das Auditorium ordentlich auf. „Der Walderhalt wird schwieriger und neue Konzepte der Bestandsgründung und Pflege sind erforderlich“, so Dr. Petercord. Die Anpassungsnotwendigkeit geht weit über die Frage nach den zukünftigen Baumarten hinaus und wird die gesamte Forst- und Holzwirtschaft betreffen. „Notwendig ist eine aktive Anpassung – ein Abwarten auf vermeintliche Selbstheilung oder natürliche Anpassungsprozesse wird nicht ausreichen, um die Schutzleistungen des Waldes zu erhalten“, so Dr. Petercord, Leiter des Referates Waldbau von Nordrhein-Westfalen. Direkt daran anschießend referierte Dr. Manfred Schöch, Professor für Waldbau und Waldwachstumslehre an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, über ein im ganzen Alpenraum virulentes Problem – Wildverbiss und dessen waldbauliche Auswirkungen. Im Zuge des Vortrages, unterlegt mit zahlreichen Untersuchungen aus Amerika und Nordeuropa wurde klar, dass die Merkmale zur Differentialdiagnose von Verbiss, Biodiversität, Baumwachstum, fast universell von Region zu Region übertragbar sind. „Die sich daraus ergebenden finanziellen Auswirkungen und notendigen Schutzmaßnahmen bzw. die abgeleiteten Folgerungen, werden die Waldbesitzer in Zukunft ordentlich fordern“, so Prof. Schöch.
Der Vortrag von Dr.habil. Andreas König, Professor für Wildökologie und Wildtiermanagement an der TU München zeigte unter anderem deutlich den für die Schutzwaldentwicklung minimierende Faktor auf, den die handelnden Personen selber in der Hand haben – den Verbiss durch Wildtiere. „Ich möchte mit meinem Vortrag ein paar grundlegende populationsökologische Aspekte sowie Folgerungen für die praktische Jagdausübung aufzeigen“, so Prof.König. Dabei wurden Punkte wie Fütterungsvorlage,Wildgesundheit und Verbiss ebenso beleuchtet, wie auch aufgezeigt, dass sich bei richtiger Bejagung der Erhalt und Aufbau von klimastabilen Wäldern einerseits und andererseits die Erhaltung artenreicher, strukturierter, erlebbarer und gesunder Wildpopulationen nicht ausschließen.
Wald vor Wild
Dem konnte sich auch der letzte Referent, Forstwirt und Revierjagdmeister Nikolaus Urban uneingeschränkt anschließen. „Wir müssen das Gemeinsame über das Trennende stellen aber die dringend fehlenden Waldverjüngung muss Vorrang haben“, so der erfahrene Praktiker, der zur Zeit für die Gemeinde Blons und Sonntag probiert, alle Interessen hinsichtlich Forst und Jagd auf einen gemeinsamen, für alle Beteiligten durchführbaren Nenner zu bringen. Die anschließende Podiumsdiskussion unter reger Publikumsbeteiligung mit den Fachreferenten sowie DI Franz Puchegger, Leiter des Ökojagdverbandes Österreichs, zeigte, dass die angesprochenen Themen allen Anwesenden unter den Nägeln brennen. „Die Veranstaltung hat wichtige Impulse und Lösungswege für eine friktionsfreie Zusammenarbeit der einzelnen Interessensgruppen aufgezeigt“, gaben sich auch DI Thomas Ölz, von der Landwirtschaftskammer, Bereich Forst und Umwelt sowie DI Stephan Philipp, stellvertretender Abteilungsvorstand des Landesforstdienstes überzeugt. Das zeigten auch die vielen angeregten Diskussionen der Teilnehmer in den Kaffeepausen und beim gemütlichen Ausklang. „Wir werden die Vorträge und Live-Mitschnitte der Veranstaltung auf der Webseite des Waldvereins (www.waldverein.at) zum Download zur Verfügung stellen“, so Geschäftsführerin des Waldvereines Dipl.-Agr.Biol. Dorothee Glöckle und bietet damit allen an, die interessanten Informationen des Tages nachzuhören bzw. zu lesen.